Beckum. Erst Anfang April hat sich der Bundestagsabgeordnete Reinhold Sendker über die Situation der Krankenhäuser im Kreis Warendorf informiert. Der damals ausgesprochenen Einladung, sich die Situation des Akutkrankenhauses in Beckum vor Ort anzuschauen, ist er heute in Begleitung von Martin Mütherich und Resi Gerwing von der CDU Beckum gefolgt. Gesprächspartner von Seiten des Krankenhauses waren, Burkhard Nolte (Regionalgeschäftsführer), Dr. Jan Deitmer (Kaufmännischer Direktor), Dr. Thomas Weber (Ärztlicher Direktor) sowie Michael Blank (Pflegedirektor).
Die Gastgeber führten die Gäste aus der Politik zunächst durch den im letzten Jahr sanierten Eingangsbereich und erläuterten die Umstellung der Krankenhausorganisation auf ein zentrales Aufnahmesystem, das auch noch erweitert werden soll. „Nach der Umstrukturierung des Erdgeschosses sollen in den kommenden Jahren die Stationen sowie Funktionsbereiche mit neuen Konzepten verbessert werden“, führte Dr. Deitmer aus. Das St. Elisabeth-Hospital hat seit Anfang des Jahres eine zusätzliche geriatrische Station in Betrieb genommen. Mit dieser Station ergänzt das Elisabeth Hospital das Angebot an geriatrischen Leistungen im Kreis Warendorf. Die finanzielle Lage der Krankenhäuser, die Situation in der Krankenpflege zu der die Ausbildungszahlen und auch die Attraktivität des Berufes zählen sowie Antworten auf die demografische Herausforderung in der Patientenversorgung waren Themen, die die Krankenhausleitung mit dem Bundestagsabgeordneten und seinen Begleitern aus der örtlichen Politik diskutierten. Das die Kosten-Erlös-Schere immer weiter auseinander geht, zeigen die Zahlen der deutschen Krankenhäuser: Während die Kosten im Jahr 2013 um voraussichtlich 5 Prozent steigen, sind ihre Erlöse zugleich bei zwei Prozent gedeckelt. „Es ist uns wichtig, der Politik bewusst zu machen, dass die Kliniken drohen ins Minus zu rutschen“, so Dr. Deitmer. Die Hauptkostentreiber seien vor allem Faktoren, die die Kliniken selbst nicht beeinflussen könnten, wie die Energiekosten, Haftpflichtprämien und Lohnsteigerungen von jährlich vier bis sechs Prozent. Die Vertreter des Krankenhauses begrüßten, dass nach dem Treffen im April zwischenzeitlich ein auf zwei Jahre ausgelegtes Hilfspaket für die Krankenhäuser geschnürt wurde. Die kurzfristige Entlastung durch ein 750-Millionen-Euro-Paket, mit dem die 2000 Krankenhäuser einen Vergütungszuschlag erhalten, ist in den Augen der Krankenhausleitung nur ein Trostpflaster: „Benötigt werden langfristig sichere Rahmenbedingungen in der Finanzierung der Krankenhäuser. Besonders ärgerlich ist, dass die Krankenkassen auf einem dicken Finanzpolster sitzen. Es ist eine prekäre Situation, dass die eine Seite 30 Milliarden Euro hortet und die andere Seite nicht weiß, wie sie ihre Krankenschwestern bezahlen soll“, so der Pflegedirektor Michael Blank. „Wir erwarten auskömmliche Fallpauschalen, die nicht künstlich gedeckelt sind“, unterstrich er. Im Abrechnungssystem der Fallpauschalen hätten Häuser mit komplexen Behandlungsfällen und geringer Verweildauer der Patienten gewonnen. „Was machen die Häuser, die leichtere Fälle behandeln?“, fragte Dr. Weber stellvertretend für viele Akutkrankenhäuser im ländlichen Raum. Einigkeit bestand seitens der Verantwortlichen des Krankenhauses darin, dass die Länder ihrer kombinierten Aufgabe der Krankenhausplanung und -investition nicht nachkommen. Nordrhein-Westfalen ist in ihren Augen Schlusslicht bei der Investitionsförderung. Im Fachgespräch machte Burkhard Nolte außerdem deutlich, wie wichtig der Bereich der Geriatrie in Zukunft werde: „Hier müssen wir noch mehr Durchlässigkeit im System erreichen, so dass die unterschiedlichen Sektoren von niedergelassener Ärzteschaft über die Geriatrie in Krankenhäusern bis zur Reha-Klinik besser miteinander kooperieren können.“ Weitere Gesprächsthemen waren der Fachkräftemangel im Pflegebereich und der Krankenhausrahmenplan Nordrhein-Westfalens. „Die Beckumer Bürger lieben ihr Krankenhaus. Deshalb müssen wir alles dafür tun, dass die Rahmenbedingungen für die Krankenhäuser im ländlichen Raum verbessert werden. Wir haben schon viele Stürme erlebt. Deshalb ist jetzt das Land NRW in der Pflicht. Es kann nicht sein, dass Krankenhäuser dieser Qualität, mit engagierten Mitarbeitern und ein hochqualifizierten Ärzteschaft keine Zukunft haben", stellte Resi Gerwing , die über 25 Jahre dem Kuratorium des St. Elisabeth-Krankenhauses angehörte, in einem engagierten Wortbeitrag abschließend fest."