Hohe Beschäftigungszahlen und eine niedrige Arbeitslosenquote: Auf dem Arbeitsmarkt im Kreis Warendorf sieht es aktuell gut aus. Ausruhen könne man sich aber in der Region nicht, sind sich Joachim Fahnemann, Leiter der Agentur für Arbeit Ahlen-Münster, und CDU-Bundestagsabgeordneter Reinhold Sendker einig. In einem Arbeitsgespräch tauschten sie sich darüber aus, welche Themen den Arbeitsmarkt zukünftig beherrschen werden. Die größte Herausforderung werde darin liegen, auch künftig den Bedarf an Fachkräften in der Region zu sichern, waren sich die Gesprächspartner einig.
„Wir stellen fest, dass nicht alle Menschen vom stabilen Arbeitsmarkt profitieren“, berichtet Fahnemann. Da gelte insbesondere für Menschen mit Behinderungen. Dabei könne es für Unternehmen ein großer Gewinn sein, behinderte Menschen zu beschäftigen. „Nach unserer Erfahrung zeigen schwerbehinderte Menschen häufig eine besonders hohe Motivation und eine starke Identifikation mit ihrem Betrieb. Zudem ist die Verschiedenheit der einzelnen Mitarbeiter durchaus bereichernd für das Betriebsklima“, so der Agenturchef. Auch Reinhold Sendker sieht das so und befürwortet die Inklusion. Gleichzeitig macht er aber deutlich: „Inklusion ist sinnvoll und gut. Wir sollten aber darauf achten, jeden Einzelnen mit seinen individuellen Möglichkeiten im Blick zu haben. Inklusion darf gut funktionierende und sinnvolle Strukturen, wie die Werkstätten für Behinderte, nicht gefährden.“ Auch für Fahnemann sind die Werkstätten eine unverzichtbare Einrichtung. Gemeinsam haben die Führungskräfte der Agentur für Arbeit kürzlich selbst in den Freckenhorster Werkstätten mitgearbeitet und so einen eigenen, unmittelbaren Eindruck gewinnen können. „Die Mitarbeit dort war ein sehr beeindruckendes Erlebnis für uns, das uns gezeigt hat, wie wichtig dieses Angebot ist.“ Menschen mit komplexer Behinderung können hier in einem geschützten Raum arbeiten. „Das Ziel ist immer die Integration in den regulären Arbeitsmarkt. Das gelingt auch in einigen Fällen“, erläutert Fahnemann. Für diejenigen, die diesen Schritt nicht bewältigen, seien die Werkstätten eine sehr gute Möglichkeit, werktätig zu sein und Sinnvolles zu leisten, glaubt Sendker.
„Handlungsbedarf gibt es auch, wenn es darum geht, Jugendlichen in unserer Region eine berufliche Zukunft zu geben“, stellt Sendker fest. Zwar sei der Ausbildungsmarkt im Münsterland generell recht ausgeglichen, dennoch gebe es auch hier noch Bewerber, die von den Unternehmen noch zu wenig in den Blick genommen würden. Dies gelte zum Beispiel für Studienabbrecher. „Mit dem Projekt „Und Morgen Meister, das wir gemeinsam mit der IHK und der HWK durchführen, unterstützen wir Studienabbrecher dabei, mit einer betrieblichen Ausbildung eine berufliche Alternative zu finden“, so Fahnemann. „Die Rückmeldungen der Unternehmen, die Studienabbrechern eine Chance gegeben haben, sind sehr positiv und ein Zeichen dafür, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, freut sich der Agenturchef. „Ein besonderes Augenmerk müssen wir auch auf diejenigen legen, die ohne Schulabschluss dastehen. Auch sie brauchen Perspektiven“, ergänzte Reinhold Sendker. Zwar waren im abgelaufenen Ausbildungsjahr im Kreis Warendorf nur 1,2 Prozent der Jugendlichen, die sich als Bewerber bei der Arbeitsagentur meldeten, ohne Schulabschluss, doch auch für Fahnemann ist hier noch Handlungsbedarf: „Ohne Schulabschluss sind die Perspektiven am Arbeitsmarkt auch in Zukunft eher schwierig. Daher müssen wir hier Wege finden, auch diesen jungen Menschen eine Ausbildung zu ermöglichen.“ Dem Bundestagsmitglied Sendker liegen auch die Älteren besonders am Herzen. „Meiner Wahrnehmung nach haben wir noch zu viele ältere Menschen, die arbeitslos gemeldet sind. Dabei können wir deren Fachwissen in den Unternehmen gut gebrauchen.“