Berlin/Ennigerloh. "Auch ich bin schwer schockiert, dass die in 20 Jahren in Afghanistan mühsam aufgebauten demokratischen Strukturen mit der Infrastruktur von Kindergärten, Schulen, Universitäten und dem Aufbau und der Stärkung der Rechte von Frauen und Mädchen so kläglich und schnell zusammenbrechen. Für mich ist dies eine sehr schwere Katastrophe für die westliche Wertegemeinschaft.
Verantwortlich dafür ist aber nicht nur der deutsche Außenminister, in dieser Stunde tragen alle 40 in Afghanistan engagierten Nationen Verantwortung. Vor allem die USA mit ihrem von Trump im letzten Jahr initiierten und nun von Biden umgesetzten Holterdiepolter-Abzug.
Dass Afghanistan seit dem 11. September 2001 kein Rückzugsort für Terroristen mehr ist, ist der einzige Erfolg dieses teuren und teilweise auch schmerzlichen Einsatzes, alle anderen Ziele wurden deutlich verfehlt. Dass es keine Exit-Strategie für den jetzt eingetretenen Worst Case gibt, ist eine einzige Schande.
Oberstes Gebot ist es jetzt, Schutz für die Menschen herzustellen, die von den Taliban keine Amnestie erhalten. Konkret ist alles zu tun, um deutsche Staatsbürger auszufliegen und auch den Ortskräften, die der Bundeswehr und anderen NATO-Soldaten geholfen haben, jede erkennbare Hilfe zukommen zu lassen. Hierfür tragen alle beteiligen Nationen eine große Verantwortung.
Darüber hinaus muss umgehend im NATO-Bündnis geklärt werden, welche Bedeutung der NATO heute zukommt. Hier besteht in meinen Augen großer Gesprächsbedarf."